Wallfahrtsorte und Flussgeschichten

Band 1 - Wallfahrtsorte


Inhaltsverzeichnis und Vorwort mit Textauszügen

Vorwort im Buch: 

15 Jahre sind vergangen seit der Auflage des Buches „Spurensuche im Rottal“ und nun ist es Zeit für eine erweiterte Neuauflage. Viel Neues habe ich in den vergangenen Jahren der „Spurensuche“ entdeckt, zum großen Teil mit Ihrer Hilfe. „Kennst du das auch“ oder „warst du da schon einmal“ und „das müsste aber auch in dein Buch“ haben mich zu vielen neuen wunderbaren Plätzen geführt. Aber auch die alten Plätze möchten immer wieder besucht und neu entdeckt werden. 
So hat es sich nun in der Fülle der vielen besonderen Orte, die ich Ihnen zeigen möchte, ergeben, dass zwei Bände als „Wallfahrtsorte“ und „Kraftorte am Wasser“ mit der Neuauflage entstanden sind, die in Folge veröffentlicht werden. Ich freue mich sehr, dass Sie sich von mir führen lassen und hoffe, Sie erleben diese großen und kleinen Juwelen des Rott- und Inntals genau so kraftvoll und oft überraschend neu wie es mir an solchen Orten immer geht. Es macht mich sehr glücklich diese Erlebnisse mit Ihnen teilen zu dürfen und so wünsche ich Ihnen eine schöne Zeit sowie viel Spaß bei Ihrer Spurensuche durchs Rott- und Inntal und manches Mal auch darüber hinaus.
Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle auch bei meinem geduldigen Mann Bernd, der mich auf allen Feld-, Wald- und Kieswegen durch das Rott- und Inntal begleitet hat, um für Sie die mir bekannten Wander- und Radwege noch einmal zu erkunden. 


Und ganz besonders bedanken möchte ich mich bei allen Rott- und Inntalern, die mich in den vielen Jahren der „Suche“ mit ihren Geschichten und Hinweisen so tatkräftig unterstützt haben.

Herzlichst 
Ihre 
 Maria Lenk


Inhaltsverzeichnis im Buch:


Wallfahrten im Rott- und Inntal

 Der „Heilige Berg Niederbayerns“ 

Papst Benedikt Geburtshaus Marktl am Inn

Bruder Konrad, der Heilige aus dem Rottal

 Bruder Konrad Kirche

Wallfahrtsort Altöttting

Gnadenkapelle in Altötting

Die Stiftskirche und der „Tod von Eding“

Anbetungskapelle

Altöttinger Jerusalem Panorama

Altöttinger Kreuzweg

Wallfahrerbasilika

Neue Schatzkammer und Wallfahrtsmuseum

 

Wege zur Schwarzen Madonna

 Jakobsweg und St. Jakobus Rottenstuben

Mit dem Rad zur „Schwarzen Madonna“

 


Wallfahrtskirchen

 Maria Himmelfahrt Sammarei

St. Gregor Grongörgen

St. Leonhard Aign am Inn

St. Anna Ering  am Inn

St. Wolfgang Bad Griesbach

 Maria Schutz Bad Griesbach

Mariä Heimsuchung Langwinkl Bayerbach

Heilige Dreifaltigkeit Kößlarn

Wallfahrtskirche Gartlberg Pfarrkirchen

Maria Schnee Arnstorf

Maria Himmelfahrt Guteneck 

St. Ägidius Schildthurn

St. Alban Taubenbach

St. Leonhard Steinhausen

Mariä Heimsuchung Anzenberg Massing

 St. Corona Staudach Massing

 St. Salvator Gangkofen

Loretokapelle Angerbach Gangkofen

Maria Einsiedel Teising  und Neumarkt St. Veit

Mariä Himmelfahrt Niedergottsau

 „Kümmernis“ Burghausen

Maria Himmelfahrt Margarehtenberg

Marienberg Burghausen

  Mariahilf Passau

 


 

Anhang

 Ratgeber zum Umgang mit Kraftplätzen

 Anmerkung zum Thema Erdstrahlen

Das kleine Volk

 Lostage und Rauhnächte

Kerzen und Weihrauch

Räucherungen

  Rosenkranz ein meditatives Gebet

 Verehrung der Vierzehn Nothelfer

Hl. Walburga und das alte Fest Beltane

Erdenmutter Holle

Hl. Katharina

Hl. Helena

Schiffsmeisterfamilie Riedl

 


„Geistreiche Köstlichkeiten“

 „Gastlichkeit einmal anders“


 Textauszüge aus dem Buch:  

Als Leseprobe zu diesem Spurensuchebuch mit 384 Seiten habe ich Ihnen einige Textauszüge eingefügt. Ich würde mich freuen, wenn Ihnen gefällt was Sie lesen und Sie Lust bekommen auf die vielen weiteren wundervollen Spurensucheorte, die in diesem Buch für Sie beschrieben werden.

 

Wallfahrten im Rott- und Inntal

Bei einer Wallfahrt nimmt man allerlei Strapazen auf sich, um einem heiligen Ort Gott und seinen Kräften besonders nahe zu sein. Der meist weite Fußweg hat in seiner „Langsamkeit“ eine erdende Wirkung und führt zu einer bewussteren Wahrnehmung der Umgebung. Gehen bedeutet in diesem Zusammenhang, dem Schritt des Herzens zu folgen und so seinen eigenen Rhythmus zu finden. Durch das Gehen langer Strecken wird das Leben verlangsamt. Neue Möglichkeiten das Leben zu betrachten öffnen sich und so kann vieles aus einem anderen Blickwinkel gesehen werden. Die Nähe zu Gott wird auf eine ganz eigene Art spürbar und einfaches Wandern kann hier zur Andacht werden. Durch das Loslassen des Alltags werden Veränderungen und neue Erkenntnisse möglich. Probieren Sie es aus! Es kommt dabei nicht auf die Länge des Weges an, sondern auf die Absicht,  die dahintersteht!
 

  Wege zur Schwarzen Madonna nach Altötting

„Von jeder Haustür geht ein Weg nach Altötting“, sagt ein altes Sprichwort über den vielbesuchten Wallfahrtsort im Herzen Bayerns. Und alle diese Wege laufen auf dem Kapellplatz zusammen und führen zur wundertätigen „Schwarzen Madonna“ in der Gnadenkapelle. Die Wallfahrt nach Altötting war trotz der engen Verbindung zum Bayerischen Königshaus und der vielen Besucher aus der Oberschicht immer die Wallfahrt des einfachen Volkes - usw. ...


 

Bruder-Konrad-Kirche (Textbeispiel für die wundervollen Kirchen in Altötting)


Die bedeutendste Kirche, die dem Heiligen aus dem Rottal geweiht wurde, ist die zu den Feierlichkeiten zu seinem 200. Geburtstag renovierte Bruder-Konrad-Kirche in Altötting. Sie war immer schon, gleich nach der Gnadenkapelle, die stärkste Kirche an diesem Wallfahrtsort. In ihrem neuen Erscheinungsbild jedoch zeigt sie sich jetzt in einer Leichtigkeit und gleichzeitigen Tiefe, die der spirituellen Kraft an diesem besonderen Ort einen wundervollen Raum gibt, der in seiner Wirkung einmalig ist. Die Umgestaltung ist wirklich gelungen und Altötting hat hier einen der schönsten modernen Kirchenräume bekommen. 
Die farbenfrohen Glasfenster, die das einfache Leben des Heiligen darstellen, wurden gereinigt sowie restauriert und lassen nun viel sanftes Licht in den neu getünchten saalartigen Kirchenraum, so dass die Architektur des Gewölbes wieder gut zur Geltung kommt. Am jetzt barrierefreien Boden mit den überarbeiteten alten Solnhofener Platten wurden „Spruchplatten“ eingelassen, die zum Nachdenken und Meditieren einladen.  An der Stirnseite der Kirche wurde ein Relief als Motiv des himmlischen Jerusalems mit den zwölf Toren der heiligen Stadt und dem Lamm eingefügt. Es soll theologisch die Themen der Glasfenster weiterführen: der im letzten Fenster als der im Himmel verklärte Heilige wird hier zum Pförtner auch in der Heiligen Stadt. Hier an der Stirnseite des Chorraumes ist auch ein zweigeteiltes Lucernar entstanden, so dass die Gläubigen in der Nähe des Schreines mit den Reliquien des Hl. Bruders Konrad Opferkerzen anzünden können. Das große moderne „Chorkreuz“ zeigt auf der dem Hauptschiff zugewandten Seite das Karfreitags- und auf der anderen Seite das Ostergeschehen. Durch den Abbau der bisherigen wuchtigen Altarinsel entstand Platz für jeweils vier neue Bankreihen rechts und links im Hauptschiff. Der neue Altar wurde vor den neuen Reliquienschrein gesetzt und kann von beiden Seiten genutzt werden. Der Ambo und der Tabernakel stehen links und rechts vom Altar, wurden passend dazu gestaltet und sind drehbar, so dass Gottesdienste für kleinere Gruppen direkt am Schrein des Heiligen gehalten werden können. Der neue würdige Reliquienschrein ist nun barrierefrei erreichbar und kann künftig von allen Gläubigen berührt werden. Die Reliquien des Heiligen sind wie schon zuvor mit einer beeindruckenden Silberfigur des Bruder Konrad ummantelt und in einem Glasschrein sichtbar (eine weitere Silberfigur des Heiligen kniet in der Gnadenkapelle vor der „Schwarzen Madonna“ dem Gnadenbild, das der heilige Konrad so verehrt hat).  Das Haupt sowie ein Finger, in ansprechender Goldschmiedearbeit gefasst, wurden am Kopf- bzw. Fußende des steinernen Sarkophags in Glasnischen eingebracht. 
Der Laufener Künstler Friedrich Koller hat hier ein großartiges Werk geschaffen, indem er für den Hl. Bruder Konrad einen würdigen Gebetsraum gestaltet hat, der den Besucher sofort beeindruckt und neugierig in der Kirche umherblicken lässt, dann aber schnell den Fokus auf das Wesentliche zurück bringt, um den ruhegebenden Raum aufzunehmen, der zur Andacht und inneren Einkehr einlädt. Das dürfte auch ganz im Sinn des Heiligen Bruder Konrad sein, der trotz des Aufsehens um seine Person (was ihm sicherlich nicht angenehm wäre – er, der einfache Mensch, der er immer war) letztendlich die Aufgabe dieser Kirche, nämlich die Menschen zu Gott zu bringen, als das Ausschlaggebende erkennen würde. 
Gehen Sie in diese Kirche, es ist dabei nicht wichtig, ob Sie hier beten möchten oder sich an der Schönheit der Kirche erfreuen, dem Hl. Konrad geht es nur um ihre Anwesenheit und die Möglichkeiten, die sich für Sie daraus ergeben können. Seien Sie offen und lassen Sie sich von der „wundervollen“ Kraft in diesem Gebetsraum berühren. 
In der Kirche bzw. im Kloster sind noch die Klosterpforte und die kleine Gebetszelle mit dem Fenster zum Altar im Original erhalten. Außerdem gibt es eine Ausstellung und viele Informationstafeln am Klostergang. Der Klosterinnenhof lädt zum Ausruhen ein und der Brunnen mit dem Heilwasser an der Außenwand der Kirche bietet sich als Erfrischung an. 
Ich hoffe Sie verbringen eine besondere Zeit in der Konradkirche und haben vielleicht das Glück, den Raum für ein paar Minuten allein für sich zu haben. Wenn Sie diese Kirche und den Heiligen Konrad noch besser verstehen möchten, die Predigt von Bischof Oster zur Altarweihe in der „neuen“ Bruder-Konrad-Kirche sagt viel über den Heiligen aus und ist im Internet unter „https://stefan-oster.de/fest-stehen-und-beweglich-bleiben-bruder-konrad-der-treue/“ nachzulesen.

 


  Mit dem Rad zur „Schwarzen Madonna“

  

Bevor Sie nun zahlreiche kleine und große Wallfahrtskirchen kennenlernen und entdecken werden, möchte ich Ihnen eine sehr schöne und umfangreiche Radrundfahrt von Marktl über den Alzgern nach Altötting (ca. 20 km) und durch das Naherholungsgebiet am Inn (ca. 19 km) zurück nach Marktl, vorstellen. Starten Sie die Runde in Marktl am Inn. Das erste Ziel liegt auf der gegenüberliegenden Seite am Inn. Biegen Sie gleich nach der Innbrücke links in den kleinen Weg ein, der Sie hinauf nach Bergham bringt. Hier kann die uralte St. Nikolauskirche (Seite 323) mit ihrem „Guckloch“ zum Altar Ihre erste Tankstelle sein. Nachdem Sie sich für Ihre heutige Runde „aufgeladen“ haben, folgen Sie von der Kirche aus dem Radweg in Richtung Burghausen bis zum Kreisverkehr und biegen hier in den Radweg auf der alten Bundesstraße (B 12) in Richtung Neuötting ein um das Naturschutzgebiet „Untere Alz“ zu durchradeln. 

Nach kurzer Strecke könnten Sie schon den ersten Abstecher von der eigentlichen Runde unternehmen und nach Schützing einbiegen, um einen alten Kalkbrennofen, der nach dem ersten Bauernhof neben der Straße in der Wiese steht zu erkunden. Der gut erhaltene Kalkofen aus dem Jahre 1884 in typischer Hanglage mit Befeuerungshütte und kegelförmigem, teils unterirdischem Ofen ist das einzige vollständig erhaltene Bauwerk dieser Art im Landkreis Altötting. Früher brannte man in solchen Öfen die Kalksteine aus der Alz zu Branntkalk, der dann mit Zugabe von etwas Wasser als gelöschter Kalk als Wandfarbe (auch für Freskomalerei) oder Dünger bzw. nach Zugabe von viel Wasser und Sand als (Kalk-)Mörtel verwendet wurde. Der mehrtägige Brand verlangte großes Können und zum Einrichten des Ofens brauchte es viel Erfahrung. Der Ofen hat eine originelle Kegelform und ist es wert, den Abstecher von etwa einem Kilometer zu machen. Sie könnten hier auch gleich die Runde noch weiter ausdehnen und zur Alz hinunterfahren um hier die „Kraft des Wassers“ zu erleben und sich einen der wunderschönen Flusskiesel aussuchen um ihn als „Sorgenstein“ (Seite 90) oder als Andenken mitzunehmen, je nachdem ob Sie als Pilger oder als Freizeitradler unterwegs sind. Vom Kalkofen zur Alz sind es etwa ein Kilometer den Feldweg entlang, der nach dem Kalkofen von der Straße rechts hinunter ins Naturschutzgebiet führt. Biegen Sie an der Alz den kleinen Uferweg nach links ein und folgen Sie dem Wasser flussaufwärts bis der nächste „größere“ Auenweg Sie wieder hinauf zur Straße bringt. Es ist wirklich schön und wildromant
isch an der Alz und in den Auwäldern, aber verhalten Sie sich ruhig und stören Sie die Natur nicht mehr als unbedingt notwendig. An der Straße können Sie wieder zurück fahren und dem Radweg weiter in Richtung Neuötting folgen. Oder Sie verlängern hier bereits Ihre Runde um weitere Kilometer und folgen dem Radweg rechts nach Emmerting durch den schattigen Auwald mit dem Walderlebnispfad in der Klosterau, der auf einem zwei Kilometer langen wundervollen Waldweg (besonders für Kinder mit Picknick ein schöner Ausflug!) diese Auenlandschaft und die Alz erlebnisreich entdecken lässt und fahren dann auf der „Alten Poststraße“ mit den vielen Fledermausnistkästen durch den Forstwald zu einer weiteren sehenswerten St. Nikolauskirche in Hohenwart.

Hohenwart: Im 13. Jh. wurde der Alzübergang von dem Weiler Bruck etwa zwei Kilometer flussabwärts und keine zwei Kilometer von dem alten Pfarrort Mehring (Seite  331) entfernt in das heutige Hohenwart verlegt, um die Straßenführung zwischen den niederbayerischen Herzogsstädten Landshut und Burghausen zu verbessern und die Straße für den Salztransport besser nutzen zu können. Bereits im Jahr 1297 wurde an dieser Stelle eine Kapelle mit Nikolauspatrozinium erwähnt, die bei einer Überschwemmung zu Schaden gekommen war. Die heutige spätgotische Kirche aus Tuffstein mit Figuren, Tafelbildern und Gesprenge wurde um 1500 von dem aus dem Wechselbergerkreis der Burghauser Bauschule stammenden Ulrich Häntler errichtet. Sie wurde ebenfalls dem Hl. Nikolaus als Schutzheiligen gegen Wassergefahren geweiht und liegt beschaulich eingerahmt vom Friedhof mit altem Baumbestand und Ruhebänken erhöht über dem Ort, der Alz und dem anrainenden alten Ort Emmerting. Vor allem der vollständig erhaltene spätgotische Flügelaltar mit einem Gnadenbild einer Muttergottes und die freigelegten Wandinschriften der Wallfahrer aus vergangen Zeiten sind hier erwähnenswert. Seit dem 17. Jh. führte auch die Alte Poststraße „München-Wien“ über Altötting nach Burghausen hier über die Alz sowie durch den Forstwald nach Marktl an den Inn und zur damals neu errichteten Innbrücke. Der bereits über 700 Jahre unterhalb der Kirche ansässige Gasthof wird seit 1927 von der Familie Schwarz sehr gut geführt und überzeugt mit einer Speisekarte aus regionalen Produkten. Ein Fußweg führt vom Wirtshaus hinauf zur Kirche und lädt zu einem kleinen Spaziergang nach dem Essen ein, den Sie über den Gehweg hinunter zum Parkplatz zurückgehen können. 

In Hohenwart überqueren Sie die Alz und folgen gleich rechts dem kleinen Uferweg etwa einen Kilometer flussabwärts, um dann in den Feldweg links einzubiegen, der Sie zum Auweg und über den Deckelbach hinauf nach Unteremmerting bis zur Dorfstraße bringt. Biegen Sie hier rechts ein und fahren Sie die Straße weiter bis zur Eisalm mit Kinderspielplatz. Am Bauernhof der Familie Wiesmayer, die hier seit Generationen Milchwirtschaft betreibt, können Sie sich ein aus frischer Milch hergestelltes cremiges Sahneeis oder ein köstlich fruchtiges Sorbet schmecken lassen.  An Samstagen, Sonn- und Feiertagen werden auch Kaffee, selbstgemachter Kuchen sowie alkoholfreie Getränke angeboten. Von der Eisalm geht die Runde weiter, indem Sie der Dorfstraße weiter folgen und nach den letzten Häusern links zum Wald hinauffahren. Hier radeln Sie nun in etwas mehr als vier Kilometern auf schattigen Waldwegen durch den Altöttinger Forst bis Mittling. Biegen Sie dazu im Wald am querenden Weg nach rechts und nach wenigen Metern in den zweiten Weg ein, der leicht schräg nach links weggeht. Folgen Sie diesem Waldweg etwa 700 Meter bis zur nächsten Querung „Nacht Geräumt“ (viele Forstwege werden als „Geräumt“ bezeichnet, weil sie schon früher für die Forstwirtschaft von Schnee freigehalten, also geräumt werden mussten) und biegen Sie hier rechts ein um nach etwa 350 Meter links in den nächsten Waldweg einzubiegen, der Sie nach ca. einem Kilometer zum Forstweg „Nördl. Haupt-Geräumt“ bringt.  Folgen Sie diesem Weg rechts wieder ca. 600 Meter und biegen Sie dann in den Waldweg nach links ein der Sie nach etwa eineinhalb Kilometern zu Ihrem nächsten Spurensucheort in Mittling bringt, an dem Sie Ihren „Sogenstein“ ablegen können. Das hört sich schwieriger an als es ist und ich habe bis jetzt noch immer wieder aus diesem Wald herausgefunden. Sie brauchen also keine Brotkrümel mitzunehmen, sehen Sie sich das lieber auf einer Karte im Internet an. Diese zusätzliche Strecke von etwa 15 Kilometern ist sehr erholsam, da man hier meist durch schattige Forstwälder radelt. Als eigene Runde (ca. 20 Kilometer) von Hohenwart zum Walderlebnispfad und durch die Klosterau nach Schützing bis zur alten B 12 weiter über Stög nach Mittling zur St. Nikolauskirche über dem Alzgern und durch den Forstwald nach Emmerting zur Eisalm und wieder nach Hohenwart eignet sich diese Strecke besonders  an heißen Sommertagen als Familienausflug auf herrlich kühlen Waldwegen mit Picknick, wenn Ihnen das jetzt zu viel Strecke sein sollte. Ich wollte Ihnen nur einmal aufzeigen was es hier an der Alz noch alles zu entdecken gibt und wie schön es hier sein kann.

 

Wenn Sie lieber die kurze Runde radeln möchten, bleiben Sie auf der alten Bundesstraße und fahren Sie über die Alzbrücke weiter zur Rast an der nächsten St. Nikolauskirche dieser Runde, der kleinen „Bergkirche“ in Mittling. Biegen Sie etwa einen Kilometer nach der Alzbrücke links in den Weg nach Stög ein und freuen Sie sich über einen liebevoll gepflegten Bildstock, der hier erst 2012 von der Familie Blümlhuber aufgestellt wurde. Ab hier radeln Sie an den Höfen vorbei auf einem Kiesweg gemütlich zur Mittlinger Kirche und brauchen dann nicht so lange auf der alten B 12 zu fahren. Außerdem gelangen Sie so ohne große Mühe auf die kleine Anhöhe, auf der dieses schöne Kirchlein über dem Alzgern thront. Schon bei der Ankunft wird man von einer Streuobstwiese mit Apfelbäumen begrüßt. Wenn die Äpfel reif sind, dürfen Sie gerne (bitte nur) einen pflücken. Genießen Sie den köstlichen Apfel auf der Bank unter der alten Linde vor der romanischen Kirche aus dem 12. Jh. Ein sehr ein- und „auf“ladender Ort! Leider sind die Kirchen im Alzgern nicht immer offen, werden jedoch durch die großen Tafeln sehr gut beschrieben. Aber auch von außen ist diese sehr alte im 15. Jh. gotisch angepasste Kirche beeindruckend. Ein beachtenswertes romanisches Portal, das erst um 1970 freigelegt wurde und die wunderschön geformten Fenster, das kleine aufgesetzte Türmchen und vor allem die schöne Sonnenuhr, die das Kurwappen der Bayrischen Kurfürsten und eine ansprechende Muttergottes zeigen, machen Sie zu einem Schmuckstück. Hier zeigt sich wieder einmal die enge Verbindung des Landes Bayern mit der Gottesmutter, der „Patrona Bavariae“. Seit 1623 führt das Haus Bayern-Pfalz mit Kurfürst Maximilian dieses Wappen und bis zum Ende des Königreiches 1806 war der Erztruchsessenschild mit dem Reichsapfel fester Bestandteil des bayerischen Kurfürstenwappens. 

 

Ich mag diesen Platz hier oben sehr und gönne mir hier bei einer Radtour gerne mein zweites Frühstück. Nehmen Sie sich etwas mit das Sie gerne Essen und Trinken, es schmeckt hier oben ganz besonders gut. Erleben Sie die Zeit hier ganz bewusst, das ist ein wirklich „guter Platz“ und vielleicht besuchen Sie ihn ja auch öfter mal wieder, ich würde mich für Sie darüber freuen. 

 

Wenn Sie sich gestärkt und etwas ausgeruht haben, geht die Runde weiter durch den Alzgern nach Alzgern. Fahren Sie dazu einfach der Straße nach, den Berg hinunter und folgen der kleinen Straße links entlang des Mittlinger Baches, an dem das plätschernde Wasser ein kleines Wasserrad antreibt und Sie auf Kies- und Feldwegen zum Hof  „Mühlbach Alpacas“ der Familie Wiesmüller in Mitterhausen gelangen, die Wanderungen mit ihren Tieren im Alzgern anbieten.  Ein kurzes Stück weiter sehen Sie in der Wiese die romanische Kapelle St. Petrus und Paulus um 1200, der man ihr Alter leider viel zu gut ansieht. Sie kann einem fast leid tun, so renovierungsbedürftig ist der eigentümliche Tuffquaderbau. 

 

 

 

Wussten Sie das „Alzgern“ eigentlich die Bezeichnung für dieses ganze keilförmige Gebiet zwischen dem Öttinger Forst, der Alz und dem Inn ist. Wie im Niedergern an der Salzachmündung, so war auch hier der „Ger“ (Speer, Spieß oder Spitze) namensgebend. Der heutige Ort Alzgern wurde bis ins 18. Jh. Sandmareinkirchen in dem Alzgern bezeichnet. Der Alzgern war schon früh besiedelt, Funde aus der Jungsteinzeit bis zur Bajuwarischen Landnahme bezeugen das. Durch die Nähe zum agilolfingischen Herzogshof in Ötting wird auch die Christianisierung durch die Missionare aus Salzburg sehr früh eingesetzt haben und in den Dörfern wurden die ersten Holzkirchen errichtet. Romanische Steinkirchen, die heute noch zu erkennen sind, werden erst ab dem 12. Jh. hier erwähnt. So wie die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt (Sandmareinkirchen) in Alzgern, aus dem 13. Jh., die im Chor und Langhaus im 15. Jh. umgebaut und 1788 im Rokoko prunkvoll umgestaltet wurde. Die beeindruckenden Fresken des Franz Joseph Soll aus Trostberg, der zuvor schon in zahlreichen Kirchen im Salzburger Raum sowie im Gebiet der Alz und Salzach, wie z.B. in der Klosterkirche Raitenhaslach, der Schlosskirche in Wald, der Margarethenkirche Burgkirchen, der Wallfahrtskirche Niedergottsau, der Kirchen in Feichten und Kirchweihdach wie auch in der Klosterkirche in Baumburg tätig war, machen aus dieser Kirche eine wunderschöne Rokokomarienkirche, die leider auch meist verschlossen ist. Sie können aber von hinten durch ein Gitter in die Kirche sehen. 

 

 

Ein ganz eigen(einzig)artiges Kunstwerk, das mit einem sog. Widder zusammenhängt, finden Sie, wenn Sie um die Kirche herum gehen an der kleinen Brücke, die über einen Bach (ein kleiner Ablauf vom Eisweiher) führt. Eine sehr interessante Beschreibung zu diesem Werk wurde für Sie dazu auf einer Infotafel am Brückengeländer angebracht. Und falls Sie an der Technik eines Widders Gefallen finden, können Sie in Haiming im Niedergern bei einer anderen Spurensuchetour noch einen solchen Brunnen inspizieren. 

 

 

Eine Besonderheit in Sachen Natur ist in Alzgern der Alzgerner Weiher der von „starken“ Quellen aus dem Öttinger Forst gespeist wird und von Moosen bewachsenen ist. Das sieht märchenhaft aus und an solch klaren Gewässern sind Begegnungen mit dem kleinen Volk (Seite 356) nicht auszuschließen. Also verhalten Sie sich ruhig und achten Sie darauf, was aus den Augenwinkeln zu „sehen“ ist. „Sie“ mögen es nämlich nicht so gerne, wenn man sie direkt sieht, aber sie lieben Musik und Schwingung, also summen Sie ein schönes Lied, das macht sie neugierig und vielleicht haben Sie Glück und „sie“ zeigen sich Ihnen kurz. Sie finden den sog. Eisweiher (hier wurde früher das Eis für den Bierkeller des Wirtshauses gebrochen), wenn Sie in die Straße „Zum Eisweiher“ im Ort links einbiegen,  hier dem Kiesweg bis zum letzten Haus folgen und dann durch das kleine Wiesenstück zum Weiher vor gehen. 

 

 

Einen anderen viel kleineren Weiher mit einem Rastplatz und einer originellen Tischgruppe finden Sie am Ortsausgang direkt am Radweg. Der Weg führt nun weiter nach Untereschlbach, hier steht die nächste romanische Tuffsteinkirche St. Margaretha, die ebenfalls im 15. Jh. umgebaut wurde. Der schlanke Turm mit der Spitzhaube und die „kraftvollen“ Eichen und Linden um die Kirche geben ein sehr schönes Bild ab....

... und so in etwa geht der Text über mehrere Seiten weiter über Obereschelbach nach Neuötting und Altötting, von hier auf einer Zusatzrunde (die auch gern als eigene Strecke gefahren werden kann) auf dem Kreuzweg nach Heiligenstatt und Tüßling, zum Bräu im Moos, nach Ober- und Unterholzhausen zurück nach Neuötting und weiter am Inn entlang durch das Naherholungsgebiet am Alten Inn über Perach und dem bezaubernden Kirchlein in Niederperach vorbei an den Badeseen zurück nach Marktl. Auch "Tipps" wie sie im Anschluss beschrieben werden, sind immer wieder im Buch zu finden:

Kulinarische Köstlichkeiten, Geschichten und Einkaufstipps: Da ich auch in Sachen „regionaler Produkte“ und „kulinarische Genüsse“ immer eine „Suchende“ bin, möchte ich hier auch meine Entdeckungen auf dieser Runde mit Ihnen Teilen. Am Mittwoch wird in Neuötting und am Donnerstag in Altötting ein Bauernmarkt mit frischen regionalen Produkten abgehalten. Der Hofladen in Gernt bei Alzgern mit Inntal Galloway-Zucht bietet Biofleisch von Rind, Wild, Lamm, Schwein und Ziege sowie andere Bioprodukte, wie die herrlichen Marktlberger Obstbrände der Hausbrennerei Listegg (Seite 375) aus der Region an. Cremiges Bauernhofeis und selbst gebackene Kuchen gibt es im Bauernhofcafe Eisalm der Familie Wiesmayer in Emmerting, Untere Dorfstr. 37. Am Neuöttinger Stadtplatz, im sehenswerten „Baronhaus“, Ludwigstraße 85, aus dem 19. Jh. mit böhmischen Kappengewölben, stuckierter Fassade im Stil des Biedermeier und überdachtem Innenhof, bietet „Wein & Feine Kost Viehbeck“ ausgewählte Weine und Spirituosen sowie ausgewählte Feinkost zu erschwinglichen Preisen. Ein kleiner Gastronomiebereich mit historischem Flair verwöhnt mit kulinarischen Köstlichkeiten, die nach Saison wechseln. Wenn Sie einen Kurzausflug an den Gardersee machen möchten, sind Sie bei der temperamentvollen italienischen Familie Francesco in nur ein paar Metern Entfernung am Stadtplatz, genau richtig. Italienische Spezialitäten zum Mitnehmen und zum gleich hier genießen werden mit einem Glas Wein aus „Bella Italia“ angeboten. In der Familienbäckerei Schwarzmaier, in der Herrengasse 6, schon ganz in der Nähe des Kapellplatzes, nahe der Stadtbücherei, werden neben handwerklich hochwertig gebackenen Broten überraschender Weise ebenfalls italienische Feinkost zum Kauf angeboten. Der frische gemischte Meeresfrüchteteller schmeckt zuhause auf der Terrasse ganz wunderbar mit einem Teller Nudeln, ein paar sonnengereiften Tomaten und mit einem Glas Wein können Sie förmlich das Meer riechen. Schönen Urlaub auf Balkonien! Der überaus gut sortierte Mühlenladen der Bruckmayer Mühle in Altötting führt hochwertige Mühlenproduckte ebenso wie ein breites Naturkostladensortiment. Seit mehr als 500 Jahren steht hier eine Mühle, die früher „Gißmühle“ genannt wurde, und deren nachmaliger Besitzer Josef Bruckmayer zu den Opfern des Altöttinger SS-Terroraktes vom 28.04.1945 gehörte. Falls Sie mal am frühen Freitag- oder Samstagabend in Altötting sind, gehen Sie unbedingt in die Bar KARL in der Kapuzinergasse gegenüber vom Gasthaus „Zwölf Apostel“ und genießen Sie einen „Absacker“ oder auch „Sundowner“ in Form eines wirklich toll geshakten Cocktail und lassen Sie sich vom Wirt wundervolle Geschichten über KARL erzählen. Wenn Sie schon jetzt neugierig geworden sind, können Sie eine davon unter www.karlkarlkarl.de lesen. Ich finde sie herrlich, gerade weil ich Karl auch vom Sehen kannte und es wunderbar ist, dass diesem Original hier ein Denkmal gesetzt wurde. Außerdem bin auch ich in einem Wirtshaus groß geworden und hatte auch einen „KARL“ zum Freund. Sollten Sie von diesen Geschichten nicht mehr loskommen und dabei etwas zu viel Drinks erwischt haben, könnten Sie im Münchner Hof direkt über dem KARL in der Galerie Suit mit Blick auf den Kapellplatz und traumhaften Frühstück sehr „fürstlich“ übernachten. Sie würden hier eine Nacht in einem ehemaligen Chorherrnstift verbringen. Sie wissen ja, man gönnt sich ja sonst nichts und die Abendkarte im Restaurant des Münchner Hof ist auch vorzüglich. Vielleicht wäre das auch eine Idee einen besonderen Tag zu feiern. Wie Sie sehen muss man nicht sehr weit von zuhause wegfahren, um Neues zu erleben. Auch so könnte ein Wallfahrtstag enden.

Wallfahrtskirchen im Rott- und Inntal

Wallfahrtskirchen sind seit jeher besondere Orte der Kraft, da sie meist auf alten Kultplätzen gebaut wurden und über die vielen Jahre der Wallfahrt die Menschen diese vorhandene Energie noch verstärkt haben. Besonders in der Barockzeit, als der einzelne Pilger zum Wallfahrer in der Gruppe wurde, sind Wallfahrtskirchen und wundertätige Gnadenbilder zu Hauff wie die Schwammerl aus dem Boden geschossen oder wurden angeschwemmt, wenn der Wallfahrtsort in der Nähe eines Flusses lag. Die Geschichten über die Entstehung der einzelnen Wallfahrten sind für uns heute kaum noch glaubwürdig und meist höchst unvorstellbar. In der Zeit des Niederbayerischen Erbfolgekrieges und vor allem während und nach dem Dreißigjährigen Krieg, dem noch weitere Kriege und Seuchen folgten sowie zahlreichen Stadtbränden, Erdbeben, Heuschreckenplagen und anderen Naturkatastrophen (hier reichte oft schon ein schlimmes Sommergewitter mit Hagel oder Hochwasser um die Ernte und die ganze Existenz und somit die Lebensgrundlage zu verlieren) die Menschen peinigten, war die Bitte nach göttlicher Hilfe groß. War dies doch die einzige Versicherung und Hoffnung, die sie hatten. Bei Krankheiten konnten sich nur die wenigsten einen Arzt und die Medikamente leisten. Und was hilft der beste Arzt, wenn es an gesunden Lebensmitteln in ausreichender Menge und an Hygiene fehlt. Da half nur beten und bitten! Außerdem waren Wallfahrten besonders für die unterste Schicht, die den größten Teil der Bevölkerung ausmachte, die einzige Möglichkeit etwas zu erleben, einen freien Tag zu haben, von zuhause fort zu kommen, etwas anders zu sehen, andere Leute kennenzulernen, einen Partner zu finden oder eine neue Arbeit, am Markt oder bei den Händlern einzukaufen und ins Wirtshaus zu gehen. Wallfahrtstage waren die Feiertage der kleinen Leute. Deshalb hatten die Gnadenorte auch so einen Zulauf, dass die Wallfahrten 1785 an Werktagen verboten wurden und an Sonn- und Feiertagen nur auf die nächstgelegene Wallfahrtkirche erlaubt waren. Nur noch einzelne größere Wallfahrten zu den bekanntesten Gnadenorten konnten weiter bestehen, an den vielen anderen Wallfahrtsorten kam die Wallfahrt dadurch fast völlig zum Erliegen. An einigen Wallfahrtskirchen wurden die Bittgänge wieder im kleineren Still aufgenommen. Besonders in unserer Zeit haben Wallfahrten zur Gnadenmutter nach Altötting oder auf den Bogenberg eine große Anziehungskraft, auch bei der Jugend, was sehr erfreulich ist. Große Wallfahrtszüge mit mehreren Tausend Teilnehmern machen sich an Pfingsten von Regensburg, Straubing, Deggendorf, Passau und München auf den Weg zur „Schwarzen Madonna“.  Wer einmal dabei war und diese Erfahrung machen durfte, versteht diesen ganz anderen Grund, der die Menschen antreibt, sich auf Wallfahrt zu begeben. „Da muss man dabei gewesen sein“ damit man von der „Kraft“ die man dabei aufnimmt eine Vorstellung bekommt.


Die Hustenmutterkapelle, eine kleine Wallfahrtskapelle im Rottal

Es muss nicht immer die ganz große und prächtig ausgestattete Wallfahrtskirche sein, den Menschen sind diese Kleinode meist mehr ans Herz gewachsen und sie bedeuten ihnen auch in unserer schnelllebigen Zeit noch viel. Die schöne Hustenmutterkapelle am Radweg an der Rott zwischen Pfarrkirchen und Postmünster ist ein schmucker Rokokorundbau mit einem kleeblattförmigen Grundriss aus dem Jahr 1748. Der von außen eher klein wirkende Kapellenbau, ist im Inneren ein wahres Raumwunder. Die zarten hellen Farben der streckenden Wandmalereien mit Rosenranken sowie die Stuckaturen mit Band-, Laub- und Gitterwerk geben dem Raum eine Leichtigkeit, wie sie nur im „Zuckerwerk“ des Rokoko vorkommt. Höfisch elegant schmiegt sich der schöne Stuckaltar in die Kleeblattform der Kapelle ein. Anstelle eines Altarblattes ist ein kleines ovales Fenster eingefügt, das sanftes Licht in den Raum bringt. Vor dem Fenster im Altar ist ein Kreuz mit einem sehr schönen Jesus angebracht, dem eine „Schmerzensmutter“, eine „Mater Dolorosa“ mit einem Schwert des Schmerzes in der Brust, zu Füssen sitzt. Dieses Schwert in der Brust von Maria wird wohl die Ursache gewesen sein, warum die Menschen hier mit ebenfalls stechenden Schmerzen in der Brust zur Gottesmutter kamen und um Hilfe und Heilung beteten. Ein „hölzernes Lüngerl“ eine Nachbildung einer Lunge hängt heute noch an der Kapellenwand. Leider sind nur mehr wenige Votivbilder, die diese Leiden zeigen vorhanden. Unschwer zu erraten, dass sie daher auch ihren Namen „Hustenmutterkapelle“ erhalten hat und die Menschen vor allen mit Lungenkrankheiten hier Fürbitte bei der Muttergottes hielten. Dass dieses Kirchlein eine so noble Schönheit ist, verdankt sie dem Schlossherrn von Thurnstein Postmünster, der die Errichtung anstelle eines Vorgängerbaus im Jahr 1748 in Auftrag gegeben hat. Da die Statik der Kapelle immer mehr ins „Wanken“ geriet und sich bereits deutliche Risse im Mauerwerk bildeten, wurde sie von 2009 bis 2010 umfassend saniert und erstrahlt seither wieder im alten Glanz. Leider hat sie heute nur noch wenig Besuch von Hilfesuchenden, aber durch ihre Lage an dem schönen Flussradweg an der Rott kommen immer noch viele Menschen an ihr vorbei und bringen den einen oder anderen dazu ihr ein paar seiner Gedanken zu schenken und vielleicht auch der Muttergottes von der kleinen Kapelle einen Gruß zu schicken.

Von der Hustenmutterkapelle hat man einen schönen Blick auf Postmünster und die spätgotische Pfarrkirche St. Benedikt, einem stattlichen Bau, der 1492 fertiggestellt wurde. Der am Hauptgebäude angebaute neugotische Kirchturm mit Spitzhelmdach war bis 1894 mit einer Kuppelhaube versehen. Die kunstvoll bemalte Empore wurde 1622 zum Dank für die überstandene Pestzeit mit aussagekräftigen Passionsbildern bemalt. Ein sehr schöner Böhmischer Rankenaltar wurde 1725 als seitlicher Marienaltar angebracht, die Muttergottes ist noch aus der ersten Ausstattung um 1500. Aus dieser Zeit stammen auch eine Madonna, ein Hl. Johannes und eine Figurengruppe „Anna selbdritt“, bei der das Jesuskind jedoch mit einer Figur aus einer späteren Zeit ausgetauscht wurde. Das Chorkreuz wurde von dem Pfarrkirchner Künstler, Johann Christoph Bendl (Seite 161) geschaffen und ist eine besonders schöne barocke Arbeit von ihm. Der Hochaltar mit den Figuren des Hl. Benedikt begleitet vom Hl. Jakobus und dem Hl. Erasmus, zeigt in der Wahl des Patroziniums in Verbindung mit dem Ortsnamen Post“münster“ schon, dass hier bereits früh das Christentum Einzug hielt. Bereits während der Herrschaft der Agilolfinger, noch vor der Zeit des berühmten Bischof Arno von Salzburg im 8. Jh., wurde hier an der Rott ein Kloster von einem gewissen „Posso“ gegründet, das von Benediktinermönchen geführt wurde, welche die weitere Umgebung von diesem Kloster aus missionierten. Als das Kloster in voller Blüte war, wurde es durch die Ungarneinfälle vollkommen zerstört und wie viele andere (z.B. Rimbach) nicht mehr aufgebaut.


Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt Sammarei

Die Wallfahrt nach Sammarei im Wolfachtal nahe Ortenburg, ist nach Altötting zur zweitgrößten Wallfahrt im Bistum Passau geworden und zählt zu den bedeutendsten Wallfahrtsstätten im süddeutschen Raum. Ein Wallfahrerzentrum organisiert Veranstaltungen, Gruppenführungen und Vorbereitungstreffen der Kommunionkinder und Firmlinge. Täglich wird um 15.30 Uhr der Rosenkranz gebetet und um 16 Uhr Wallfahrtsgottesdienst gefeiert. Auch Beichtgelegenheit ist täglich gegeben. Am 13. jeden Monats wird ein Fatimatag gehalten, der um 15.00 Uhr mit der Aussetzung des Allerheiligsten in der Monstranz beginnt, dann folgt der Rosenkranz mit Beichtgelegenheit, ein Gottesdienst mit anschl. Marienandacht und dem eucharistischen Schlusssegen. Überaus festlich wird das Patrozinium am 15. August mit Lichterprozession am Vorabend und der 1. Mai, das Fest der Patrona Bavariae, der Schutzherrin von Bayern begangen. Familien- und Pfarrwallfahrten kommen gerne wegen der besonderen Art der Wallfahrtskirche und der vielen sehenswerten Details, wie dem berühmten „Sammareier Engerl“. 

Der für diese Gegend ungewöhnliche Ortsname „Sammarei“ bezieht sich in mundartlicher Abwandlung auf „Sancta Maria“ für „Heilige Maria“. Aus Aufzeichnungen des Zisterzienserklosters Aldersbach wird für das Jahr 1296 der Erwerb eines „praedium (Hof) ad sanctam Mariam“ aufgeführt. Eine andere Urkunde des Aldersbacher Tochterklosters Fürstenzell vom Jahre 1381 bezeichnet den Hof „ze Sandmarein“ als Pfand vom Kloster Aldersbach in Händen des Ritters Sweikker III. des Tuschl. Durch diese beiden Funde wird bestätigt, dass bereits seit dem frühen Mittelalter auf dem Einödhof des Klosters ein namensgebendes Marienheiligtum bestanden hat. Von einer Wallfahrt zu einer kleinen Holzkapelle wird aber erst nach den „wunderlichen“ Ereignissen durch den Brand des Bauernhofes im Winter 1619 berichtet. In einer Chronik des Klosters Aldersbach ist folgendes verzeichnet: „Bei dem Bauerngut zu Sammarei stand zwar schon weit vor dem Jahre 1521 eine hölzerne Kapelle, die fand jedoch wenig Beachtung, bis im Jahre 1619 der Klosterbauernhof durch ein Feuer eingeäschert wurde. Brennende Äste der umstehenden Bäume fielen auf das Dach der Kapelle, ohne sie in Brand zu stecken. Ein Apfelbaum, der bei der Kapelle stand und den das Feuer ausgedörrt hatte, hat im folgenden Jahr wieder ausgeschlagen, geblüht und Frucht getragen.“ Die Äpfel mit Quittengeschmack überschickte Abt Michael der Kurfürstin Elisabeth mit der Bitte, sie wolle bei Kurfürst Maximilian die Erlaubnis erwirken, um die so ausgezeichnete Kapelle herum eine Kirche erbauen zu dürfen. Nach vielem Berichts- und Briefwechsel wurde die Erlaubnis erteilt. Für den Kirchenbau wurde der bedeutende Münchner Hofbaumeister Isaak Bader beauftragt, der diese besondere Wallfahrtkirche in der Zeit vom April 1629 bis zu Einweihung im September 1631 in nur zwei Jahren fertigstellen konnte, wobei die ursprüngliche Kapelle aus der Zeit weit vor 1619 erhalten blieb und heute in der lichtdurchfluteten barocken Wallfahrtskirche im Chor hinter dem einzigartigen Altarwerk des Pfarrkirchner Bildhauers Jakob Bendl „verborgen“ ist, weshalb diese Kirche auch als „Bayerisches Assisi“ oder „Deutsches Loreto“ bezeichnet wird. Die vollständig erhaltene Gnadenkapelle in der Wallfahrtskirche Sammarei gilt als die älteste Holzkirche in Deutschland und als älteste Blockbaukirche Mitteleuropas. An der Ausstattung der barocken Kirche wurde in den folgenden Jahren bis 1647 gearbeitet. 

Das größte und bedeutendste Werk ist hier ohne Zweifel die bereits erwähnte Gesamtkombination des Hochaltares mit den Seitenaltären, einzigartig in ganz Bayern und weit darüber hinaus. Diese monumentale Arbeit, die über die ganze Breite des Raumes geht und somit den Chor zu einem eigenen Raum macht, besteht aus fünf aneinandergereihten Altären. Durch zwei Durchgänge mit Kunstschmiedegittern gelangt man zu den Gebetszeiten in die dahinter liegende Gnadenkapelle. Der Altar in der Gnadenkapelle von 1640 wurde wie die Kanzel von 1647 und das künstlerisch ebenso hoch angesehene Orgelprospekt gleichfalls von Jakob Bendl geschaffen, wodurch er hier für sein Lebenswerk einen bleibenden Eindruck seiner Genialität hinterlassen hat. Über hundert vollplastische Figuren und viele weitere bedeutsame Kostbarkeiten schmücken das Altarbild. Die beiden Reiterfiguren St. Georg und St. Martin, gelten in der Kunstwelt als frühbarocke Meisterstücke. Um den „Hochaltar“ reihen sich die fünf Geheimnisse des freudenreichen Rosenkranzes in einzigartigen Darstellungen der Geburt Christi auf. Ein Rosenkranz (Seite 360) ist eingeteilt in fünf Gesetze („Gsetzerl“). Der hier gezeigte Rosenkranz dient der Verehrung Marias und wird wie folgt eingeteilt: „Den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast - Den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast - Den du, o Jungfrau, geboren hast - Den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast - Den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast“. Dieses Gebet erzählt die Weihnachtsgeschichte „aus der Sicht der Mutter“, hat eine ganz besondere Kraft vor allem für Frauen und wurde in wunderbarer Weise bildlich umgesetzt. Eine besondere Kostbarkeit unter diesen Bildwerken ist die „Sammareier Krippe“, die älteste und wertvollste im süddeutschen Raum. Das Altarblatt zeigt die farbenfrohe Himmelfahrt Mariens und am linken Seitenaltarbild ist das Martyrium der Hl. Corona (Seite 263) abgebildet. Eine Besonderheit ganz anderer Art, die es sicherlich sonst nirgends zu sehen gibt, ist das ungewöhnliche „männliche“ Engerl, das zwei verschiedene Schuhe anhat, anstatt Engelsflügel Maikäferflügerl trägt, in der einen Hand einen Trinkbecher hält und garstiger Weise, mit dem Finger der anderen Hand dem Betrachter einen Vogel zeigt. Bekannt ist das Engerl unter dem Titel das „G`schlamperte Engerl“ und soll der Schutzengel der „G’schlamperten“ sein. Wer das Engerl nicht gefunden bzw. gesehen hat, heißt es war auch nicht in Sammarei. Also viel Glück bei der Suche! Hier hat sich Jakob Bendl einen Spaß erlaubt, der seit Jahrhunderten die Menschen zum Schmunzeln bringt, vielen Dank dafür. 

Hinter der imposanten Altarwand steht die Gnadenkapelle, die innen wie außen sowie an der Chorwand mit über 1300 Votivtafeln aus vier Jahrhunderten dicht behängt ist. Die Bilder wurden auf Leinwand, Holzbrettchen oder hinter Glas gemalt und künden noch heute von Krankheit, Kummer und Sorgen der Menschen, aber auch von ihrem tiefen Vertrauen zur Gottesmutter von Sammarei. Die ältesten Votivbilder reichen bis in die Zeit der Erbauung der Kirche zurück und zeigen noch bis Ende des 17. Jh. teilweise die von Jakob Bendl 1640 geschaffene Pieta als Gnadenbild. Somit darf angenommen werden, dass in der Holzkapelle zu Sammarei ursprünglich eine schmerzhafte Muttergottes verehrt wurde. Ab dem 18. Jh. hat das ansprechende Altarbild der Muttergottes mit dem Jesuskind in der Gnadenkapelle bei den Wallfahrern immer mehr Zuspruch gefunden und wurde immer häufiger auf den Votivtafeln als Gnadenbild von Sammarei abgebildet, zu dem es auch letztendlich geworden ist. Das holzgeschnitzte Vesperbild von Bendl ist im Sockel des Tabernakelgehäuses des Altares in der Gnadenkapelle in einer kleinen Nische mit vergoldetem Gitter ausgestellt. Es konnte trotz der hochwertigen Ausführung nicht gegen das heute verehrte Gnadenbild konkurrieren, zu lieblich und innig ist die Darstellung von „Mutter und Kind“ auf der 1631 auf Leinwand in Öl angefertigten Kopie des Tafelbildes der Maurerkapelle in der Pfarrkirche St. Jakob in Straubing, das Hans Holbein dem Älteren zugeschrieben wird. Im Bildaufbau zeigt es große Ähnlichkeit mit dem bekannten Mariahilfbild in Passau von Lukas Cranach (Seite 349). Wie dieses gehört auch das Gnadenbild von Sammarei in die Tradition der über Italien in die abendländische Kunst eingeführten Eleusaikonen. Maria wird dabei im Sitzen als Dreiviertelfigur gezeigt. Der Jesusknabe steht in einen dünnen Schleier gehüllt auf ihrem Schoss. Er schmiegt seine Wange an die der Mutter, umfasst mit einem Arm ihren Hals und legt die andere Hand an den Ausschnitt ihres roten Kleides, darüber trägt sie einen rosafarbenen Mantel. Ein weißer Kopfschleier bedeckt teilweise die über Schulter und Rücken fallenden gelösten langen Haare. Blau ist nur das am Ausschnitt und an den Ärmeln sichtbare Untergewand. Das liebenswerte Bild wurde mit dem gefälligen Rokokoaltärchen mit seinen gedrehten Säulen und dem darunter aufgestellten Vesperbild zum Herzstück der Wallfahrtskirche und zum Zentrum der Wallfahrt. Deshalb ist in der kleinen, mit Holzschindel gedeckten Gnadenkapelle, über die eine so sehenswerte Wallfahrtskirche erbaut wurde, vor diesem Bild die Kraft von Sammarei besonders zu spüren. Das gedämpfte Licht und der Duft nach Weihrauch, die goldenen Strahlen die Marias und Jesus umgeben und die von herzigen Putten gehaltene Krone über der Gottesmutter berühren seit sehr vielen Jahren die Herzen der Menschen, die diesen wundervollen Ort besuchen. Wenn man Glück hat und nur wenige Besucher in der Kirche sind, wenn das einzigartige Glockenspiel eines der schönen Marienlieder spielt, kann einem da schon eine Gänsehaut laufen, so schön ist das. 

„Vom Turm erklingt halbstündlich ein dem Kirchenjahr angepasstes Marienlied, wie „Freu dich, du Himmelskönigin“, „Wunderschön prächtige“, „Meerstern ich dich grüße“, „Alle Tage sing und sage“, „Maria, dich lieben“, „Gegrüßet seist du Königin“, „Maria, wir dich grüßen“, „Zu Bethlehem geboren“ oder „Sagt an, wer ist doch diese“. Die Zusammenstellung des Geläutes aus vier Läuteglocken, einer kleinen Totenglocke und einem zwölftönigen Glockenspiel ist außergewöhnlich und mit dem diatonischen Glockenspiel aus Eijsbouts, Aasten in Holland aus dem Jahre 1987 das einzige derartige Spiel in ganz Niederbayern.“ (Quelle: Domkantor Heinz-Walter Schmitz aus Passau). 

Zum 375. Wallfahrtsjubiläum wurde dem Hl. Vater eine Kopie des Gnadenbildes von Sammarei überreicht mit der Bitte um seinen Segen. Als Erinnerung an diesen Anlass wurde im Juli 2008 vor der Kirche der „Brunnen der Dankbarkeit“ errichtet, der folgende Botschaft überbringt: „Wie der Baum durch Gottes Kraft wieder zu neuem Leben erweckt wurde, so kann jeder Mensch in noch so schwierigen Lebenslagen mit Jesu Gnade und Mariens Fürsprache zu einem neuen Leben finden!“ Wirklich tröstende und hoffnungsvolle Worte, die jeder Pilger mitnehmen kann. Der Brunnen zeigt einen bronzenen Apfelquittenbaum, der an die Entstehung der Wallfahrt erinnern soll. Gestaltet wurde das schöne Kunstwerk von der Vilshofener Bildhauerin Edeltraud Maria Göpfert, die bereits mehrere herausragende Kunstwerke im öffentlichen Raum geschaffen hat, wie den Brunnen „Dialog Mensch/Fisch“ in der Fußgängerzone in Passau, den Dorfbrunnen in Bayerbach oder die unübersehbar ansprechende drei Meter hohe Bronzeskulptur „Begegnung“ vor der Sparkasse in Vilshofen.

Es gibt noch weitere sehenswerte Plätze zur Spurensuche in der Umgebung. Wenn Sie noch Zeit übrig haben, können Sie diese auch noch aufsuchen. Die kleine Wallfahrtskirche Heiligkreuz in Reisbach mit Kreuzaltar, die Kapelle St. Kolomann in Zell mit herrlicher Aussicht oder die künstlerisch eindrucksvolle „schwedische“ Kapelle von Grillenöd, alle im Umkreis von Sammarei, sind sehr schöne Orte der Kraft mit Geschichten, die unterschiedlicher gar nicht sein können.


Holzkapelle von Grillenöd (zum Text Sammarei)

Wenn man die Kapelle von Grillenöd bei Bergham nahe Sammarei besucht, könnte man auch denken, man wäre irgendwo in Schweden. Das kleine rote Kirchlein am Waldrand, wurde wie der etwas weiter unten liegende Hof in schwedischer Bauweise errichtet und fügt sich wundervoll in diese herrliche Landschaft ein. Die Malerin Rut Kohn hat hier ein einmaliges Gesamtwerk in ihrer Maltechnik „Farbstifte auf Holz“ geschaffen, das mit nichts in unserer Gegend vergleichbar ist. Der Innenraum der Kapelle ist so zart und wunderschön, die bildlichen Darstellungen regen die Fantasie an und berühren die Seele. Der Raum ist so beruhigend, hier ist einfach nur Frieden. Ein wirklich wundervoller Ort, der dem Andenken an Erik Zimen gewidmet ist. Das diese kleine Kirche von ganz besonderen Menschen erdacht und gebaut wurde wird hier schnell klar. Mona Zimen hat sich hier vor Jahren mit ihrem Mann niedergelassen und sie beide haben diesen „Schwedenhof“ aufgebaut. Der Verhaltensforscher Erik Zimen ist in Schweden aufgewachsen und hat zusammen mit seiner Frau dieses Lebensgefühl hier bei uns in Niederbayern so passend umgesetzt. Die Bildhauerin und ehemalige Lehrerin Mona Zimen wurde an der Seite ihres Mannes zur Tier- und Naturexpertin. Erik Zimen forschte insbesondere über die Haustierwerdung und die Verhaltensgenetik von Wölfen und Hunden. Im Nationalpark Bayerischer Wald und in den Abruzzen betreute er Forschungsprojekte mit Wölfen. Populär wurde Erik Zimen als Buchautor und Dokumentarfilmer. Der Hof der Familie Zimen besteht aus der oben genannten Kapelle, einem „Weißen Haus“, das Haupthaus, in dem sich das Atelier der Künstlerin befindet und einem „Rotem Haus“ mit breiten Dielen, schwedischer Einrichtung und Antiquitäten, das entweder als Gästewohnung oder als Ferienhaus gemietet werden kann, um das Leben und die Stille auf Grillenöd zu genießen. Ein rotbemalter (Winter)Stall und ein Schuppen stehen in einer kleinen Senke. Eine Saunahütte am Badeweiher duckt sich klein und verborgen von einem Grasdach geschützt in die Mulde bei der großen Weide. Nach dem Saunagang kann man vom Steg direkt in den kühlen frischen Weiher springen. Ein Kinderhäuschen mit Küche und Essplatz gehört zur Gästewohnung im „Roten Haus“. Auf den Wiesen und Weiden um die Häuser grasen Kühe, Pferde, Esel und Schafe, es ist still, man hört nur die Bäume rauschen. Die meisten Flächen auf Grillenöd stehen unter Naturschutz. Von hier aus hat man eine besonders schöne Aussicht über die weite hügelige Landschaft und bei guter Sicht vom Bayerischen Wald bis zu den Alpen. Die Landwirtschaft wird rein biologisch geführt, d.h. alle Tiere leben im natürlichen Sozialverband. Im Winter reduziert sich ihr Lebensraum auf die Winterweide und den Offenstall mit seinem warmen Strohlager. Machen Sie doch mal zwei oder drei Tage „Schwedischen Urlaub“ bei uns zuhause in Niederbayern und entdecken Sie die vielen schönen Orte der Spurensuche in der Umgebung in aller Ruhe. Wenn Sie möchten, können Sie von Sammarei bis zur Hofstelle und Kapelle Grillenöd hinauf wandern. Folgen Sie dazu vom Parkplatz an der Wallfahrtskirche dem Kiesweg über die Wolfach zur Straße und biegen Sie hier links ein um dann auf dem gegenüberliegenden Weg rechts einzubiegen und am Haus vorbei dem Feldweg bis zur nächsten Hofanlage zu folgen. Umgehen Sie den Hof und halten sich weiter bergauf dem Feldweg in einem weiten rechten Bogen zum Wäldchen und zur Kiesstraße hin. Nun brauchen Sie nur noch dem Kiesweg zu folgen und bei der nächsten Abzweigung links einbiegen. Hier führt Sie der Weg über eine schattenspende Baumallee zum Hof und zur Kapelle hinauf. Zurück können Sie entweder den gleichen Weg nehmen oder einfach auf den Kieswegen bis hinunter nach Sammarei, immer mit Blick auf den Kirchturm zugehen.


Wallfahrtskirche Heiligkreuz in Reisbach (zum Text Sammarei)

Das renovierte gotische Kirchlein aus dem 15. Jh. zeigt sich mit einem originellen Hochaltar um 1660 als frühbarocke Schönheit, die in der Mitte des Altares anstelle eines Altarblattes eine wunderschöne Figurengruppe des Gekreuzigten mit Maria und Magdalena, sowie der seitlichen Figuren des Hl. Norbert und der Hl. Helena, die bei uns selten am Hauptaltar finden sind. Hier hat das aber einen Grund, der Hl. Norbert wurde als Gründer des Prämonstratenserordens hier für das ehemalige Kloster St. Salvator bei Bad Griesbach, zu dem diese Kirche einst gehörte eingefügt. Die Hl. Helena (Seite 370), die in manchen Kreuzwegen sogar mit einer eigenen 15. Kreuzwegstation aufgeführt wird, wurde hier als „Kreuzauffinderin“ in den Altar eingebracht. Hier jedoch ist die besonders betont körperliche Darstellung des Jesus hervorzuheben, sie baut eine innere Beziehung zum Betrachter auf. Der Altar stellt zugleich die 12. Station des in der Kirche befindlichen Kreuzweges dar. Eine außergewöhnliche Anordnung und sehr bewegend. In dieser kleinen Kirche wird man im wahrsten Sinne inmitten dieses Leidensweges gezogen und angeregt, sich Gedanken über das Leiden Jesu und das eigene „Kreuz“ zu machen. Es stellt sich die Frage: Was trage ich mit mir herum und brauche ich das noch! „Es ist schon ein Kreuz mit dem Kreuz“ das ein jeder zu tragen hat und manchmal denkt man es ist zu viel. Dazu möchte ich Ihnen einen bekannten Text, die Geschichte eines Mannes der mit seinem Los nicht zufrieden war, einfügen: „Eine Legende aus dem Mittelalter berichtet, wie Gott einmal Erbarmen hatte mit einem Menschen, der sich über sein zu schweres Kreuz beklagte. Er fand seine Lebenslast sei viel zu schwer. Er ging zu Gott und beklagte sich darüber, dass sein Kreuz nicht zu bewältigen sei. Gott schenkte ihm einen Traum. Der Mann kam in einen großen Raum, wo die verschiedenen Kreuze herumlagen. Eine Stimme befahl ihm, er möchte sich das Kreuz aussuchen, das seiner Meinung nach für ihn passend und erträglich wäre. Der Mann ging suchend und prüfend umher. Er versuchte ein Kreuz nach dem anderen. Einige waren zu schwer, andere zu kantig und unbequem, ein goldenes leuchtete sehr schön, war aber untragbar. Er hob dieses und probierte jenes Kreuz. Keines wollte ihm passen. Schließlich untersuchte er noch einmal alle Kreuze und fand eines, das ihm passend und von allen das erträglichste schien. Er nahm es und ging damit zu Gott. Da erkannte er, dass es genau sein Lebenskreuz war, das er vorher so unzufrieden abgelehnt hatte. Als er wiedererwachte, nahm er dankbar seine Lebenslast auf sich und klagte nicht mehr darüber, dass sein Kreuz zu schwer für ihn sei - Gott kennt unsere Last. Er möchte uns führen und helfen unseren Lebensalltag in seiner Kraft zu meistern. Die Bibel sagt: Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch sie zu tragen.“ Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass daran zu glauben nicht immer leicht ist und einen schon manchmal ver“zweifeln“ lässt. 

Wenn Sie in dieser Richtung Impulse brauchen, ist dieses kleine Kirchlein für Sie die richtige Adresse. „Sitzen“ Sie ein bisschen in diesem besonderen Gebetsraum „mitten“ im Leiden Jesu, unterhalten Sie sich mit ihm. Reden Sie mit ihm über Ihre Ängste, die auch er als Mensch erlebt hat. Er wird Sie verstehen und Ihnen den Weg „heraus“ zeigen. Ein wundervoller Kraftort, der viel „in Bewegung“ bringen kann. Am besten fangen Sie gleich mit einem Spaziergang in dieser schönen Landschaft an. Vielleicht haben Sie Lust auf eine kleine Bergtour zu St. Koloman, das öffnet und lässt Neues zu.

St. Koloman-Kapelle in Zell (zum Text Sammarei)

Auf einem Höhenrücken südwestlich von Ortenburg in der sog. „Zell“, steht weithin sichtbar die Kapelle St. Koloman. Die Kapelle, die wegen ihrer schönen Lage und weitem Rundblick ins Wolfachtal und zum Bayerischen Wald gern besucht wird, ist Ausflugsziel vieler Wanderer. Wer Ruhe und das Zwiegespräch mit der Natur und ihrem Schöpfer sucht, kann es hier in Vollkommenheit finden. An zwei Seiten ist je eine Bank mit Tisch zur Rast angebracht. Von der Friedenseiche am Marktplatz in Ortenburg führt der St. Kolomannweg, ein Ökumenischer Pilgerweg am europäischen Pilgerweg VIA NOVA, als Zeichen für die Hoffnung, den Frieden und die Umkehr im Leben, zur St. Koloman-Kapelle herauf und weiter nach Sammarei. Das besondere Gestaltungselement am Ortenburger Teilstück des Pilgerwegs ist der „Bibelweg“, an dem an besonderen Orten durch „Sichtfenster“ in der Landschaft Bibelverse zu lesen sind, die den Weg begleiten und zum Nachdenken anregen. (Die Bibel als verbindende Grundlage ist Ausdruck des ökumenischen Zusammenlebens in Ortenburg. Jährlich werden Pilgerwanderungen in und um Ortenburg angeboten, um das ökumenische Miteinander durch Gespräch, Gebet und Meditation unterwegs zu vertiefen.) Das kleine Kirchlein wurde erstmals 1978 in einer Gemeinschaftsaktion der Familie Sickinger und der Pfarrei Rainding von Grund auf renoviert und mit einer gestifteten Glocke vom Frauenbund Rainding ausgestattet. Der Flurname Zell verweist auf frühes Christentum, wahrscheinlich bestand hier schon in sehr früher Zeit eine „Zelle“, also eine Niederlassung von einem oder mehreren Mönchen, die von hier aus das Land rodeten und das Christentum zu den Menschen brachten. Alljährlich im Mai findet eine gut besuchte Reitermaiandacht statt. Im hölzernen Vorbau der Kapelle wurden drei Votivtafeln aus der Hand des Kunstmalers Günter Wolf angebracht. Eine weitere Renovierung fand im Jahr 2002 durch den Heimat- und Trachtenverein Unteriglbach statt. (Quelle: „Die Koloman-Kapelle“, von Walter Fuchs)

  

 Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt Guteneck

Die kleine Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt, die so anmutig auf der Anhöhe Guteneck über dem Sulzbachtal, einem Seitental der Rott liegt, war einst die Schlosskapelle der spätmittelalterlichen Spornburg Guteneck. Im Rottal gibt es gleich zwei Bäche die als Sulzbach benannt werden. Einmal hier im Gemeindebereich von Johanniskirchen und einmal im unteren Rottal, im Gemeindebereich von Bad Höhenstadt (Band 2 der Spurensuchebücher). Dieser Sulzbach entspringt im Gebiet um Zell, Niedernkirchen und Schönau, mündet zuerst in den Vilskanal und mit der Vils in Vilshofen in die Donau. Die Besiedlung im „oberen“ Sulzbachtal dürfte so weit zurückreichen, wie im „unteren“ Sulzbachtal, das prähistorische Grabungsfunde aufweist. In St. Georgen an der Abzweigung nach Dietersburg wird die sog. „Biberschanze“ mit einer großen Informationstafel beschrieben. Grabungen bei der Biberschanze haben ergeben, dass hier in der Steinzeit eine große Siedlung bestand. Es wurden 104 Wohngruben mit vielen Funden freigelegt, die im Nationalmuseum in München aufbewahrt werden. In den Wäldern zwischen Johanniskirchen und Peterskirchen befinden sich außerdem einige Grabhügel aus prähistorischer Zeit. In späteren Zeiten sollen die Römer an der Biberschanze ein Lager errichtet haben und eine Römerstraße von Eichendorf über Dietersburg nach Baumgarten wird hier vermutet. (Quelle: xperbike.de) Die dokumentierte Besiedlung begann jedoch erst im im 8. Jh., als unter dem Agilolfingerherzog Tassilo, die Benediktinermönche das Gebiet südlich der Donau rodeten und missionierten. Die Mönche errichteten damals die Seelsorgestelle „Niedersandjohannskirchen“ das heutige Johanniskirchen, zu der auch Dietersburg und Peterskirchen gehörten, sowie „Obersandjohannskirchen“ in Bruck bei Schönau. Urkundlich erscheint Johanniskirchen erstmals 1130 als Säkularpfarrei. Aus dem „Ostenerhofener Urbar“ geht hervor, dass um 1000 die Orte Dummeldorf, Gitzering, Mödelsbach und Erlbach bereits existierten. Die Herrschaft Guteneck wird erstmals im Jahr 1302 als „wohlbefestigte, starke Burg“ genannt, so dass davon auszugehen ist, dass diese Burg schon über eine lange Zeit hier bestand. Vom 11. bis zum 14. Jh. hatten die Grafen von Hals hier das Sagen. Die ersten nachweisbaren Herren auf der Burg Guteneck waren die Reinolde von Pörndorf. Als Ministerialen der Edlen von Hals lebten sie vom Ende des 13. Jh. bis 1410 auf Guteneck. Danach wechselten mehrmals die Besitzer des Schlosses: die Closen bis 1523, die Offenheimer bis 1609 und die Tattenbach bis 1802. Nach dieser Zeit verfiel das Schloss, wurde unbewohnbar und ab 1830 abgetragen. Nur die kleine spätgotische Schlosskirche vorne an der Bergkuppe, die 1470 erbaut wurde, hat diese Zeit überstanden und bezeugt heute die Existenz dieser einst so stattlichen Burg in dieser schönen niederbayerischen Hügellandschaft. Wenn Sie von der Kirche die Kiesstraße zum Wald gehen, kann das geübte Auge im vorderen Waldstück noch den ehemaligen Burgstall in den Maßen 200 mal 100 Meter mit Gräben und Wällen auszumachen. Die Farben im Gemeindewappen von Johanniskirchen, der silberne Balken im blauen Feld finden sich sowohl im Wappen der Grafen von Hals, zu deren Machtbereich das Gemeindegebiet gehörten, als auch im Wappen der Halser Ministerialen, der Reinolde von Pörndorf und Guteneck. Das gotische Kirchlein, das in der Zeit der Closen auf Guteneck errichtet wurde und das Maria Himmelfahrt geweiht ist, wurde zur Wallfahrtskirche, zu der seit Jahrhunderten die Gläubigen mit Ihren Sorgen und Nöten kommen und um Hilfe beten. Das diese Hilfe hier vielfach gewährt wurde bezeugen noch immer eine Auswahl der einst zahlreichen Votivbilder, die einst auch an der Seitenwand der Kirche angebracht waren. An den vielen großen Wallfahrtskerzen im Chor, von denen die meisten von Familien aus der Pfarrei gestiftet wurden, ist zu sehen, dass auch in unserer Zeit immer noch regelmäßig Wallfahrer auf den Berg kommen. Die Kirche ist ein sehr schöner einfacher Saalbau mit einer flachen Decke im Langhaus und einem gotischen Netzrippengewölbe im Chor, deren Rippen in Wandkonsolen mit fantasievollen Köpfen enden. In ihrer Ausstattung sind der gotische Hochaltar sowie der rechte Seitenaltar aus 1510/20 erhalten. Sie wurden in der Barockzeit am Dachboden der Kirche gelagert, und auf Anweisung des Passauer Bischofs Heinrich von Hofstätter, der alles Gotische liebte 1851 restauriert und wieder aufgestellt. Heute ist es ein Glück, dass diese kunsthistorisch hoch geschätzten Altäre aufgehoben wurden. Der größte und zugleich älteste Schatz in dieser Kirche, ist die wertvolle Predellagruppe aus Terrakotta von 1420 im Hauptaltar. Das Werk wird dem sog. „weichen Stil“ zugeordnet und gilt wegen des Formenreichtums der Gewänder, dem innigen Gesichtsausdruck sowie der Neigung der Häupter als eine der bedeutendsten gotischen Plastiken der Region. Sie zeigt eine sehr frühe Darstellung der mystischen Vermählung des Jesuskindes mit der Hl. Katharina (Seite 369). In der Gruppe wird Maria mit dem Jesuskind dargestellt, der sich sehr herzlich der vor ihm knienden Hl. Katharina zuwendet und ihr einen Ring an den Finger steckt. Als „Zeuginnen“ sind, die Hl. Margarethe, die Hl. Dorothea und die Hl. Barbara, an ihren Attributen zu erkennen. Die „Drei Heiligen Madln“ (Seite 208 ff) bilden zusammen, mit der Hl. Dorothea, die ebenfalls das Matyrium einer Jungfrau, die sich Christus versprochen hat, erleiden musste, die Gruppe der „quattuor virgines capitales“ oder auch der „vier vorzüglichen heiligen Jungfrauen“. Dorothea wird meist mit einem Korb voll Rosen oder Früchten im Kleid einer geweihten Jungfrau abgebildet, deren Stirn ein Blumenkranz schmückt. Die mystische Hochzeit entspringt der Vorstellung einer Vereinigung von Gott und Mensch und wird unter dem Bild der Verlobung oder Vermählung gedacht und dargestellt. Im Gegensatz zur Hochzeit zweier Götter handelt es sich bei der mystischen Hochzeit um eine irdische Braut. Der Ritus besteht aus dem Versprechen der Jungfrau, dem Weihegebet und der Überreichung des Schleiers und des Ringes als Zeichen für die bräutliche Bindung an Christus. Von der mystischen Vermählung der Hl. Katharina mit Christus gibt es besonders viele Darstellungen. Nach der Legende wurde sie von einem Eremiten auf Jesus Christus, als den einzig richtigen Bräutigam, verwiesen und lies sich taufen, danach erlebt sie in einer Traumvision, wie der Christusknabe ihr einen Ring an den Finger steckt, und sie somit zur Braut Christi wird. Im 14. und 15. Jh. wurde Katharina in dieser Darstellung der Mystik zu einer der Lieblingsheiligen der Frauenklöster, die sich in ihrem Leben ebenfalls Christus versprochen haben. Eine sehr starke Frauengruppe stützt den Marienaltar in dieser Wallfahrtskirche. Das Gnadenbild in dieser Kirche ist, wenn man so will, eine sehr besondere Darstellung der „Maria Himmelfahrt“, das als das größte Marienfest (Seite 308) in Bayern am 15. August gefeiert wird. Der untere Teil des Tafelbildes zeigt eine im Verhältnis zum Gesamtbild große Ausführung der Apostel am Sarg der Maria. Der grüne Hintergrund ist hier als Hinweis auf den weltlichen Abschied zu sehen. Im oberen, goldenen (himmlischen) Teil des Bildes sieht man eine jungfräuliche (unbefleckte) Maria mit offenen unbedeckten Haaren in den Himmel auffahren, wo sie schon zur Krönung als Himmelskönigin erwartet wird. Begleitet wird Maria von vielen Engeln sowie zwei Propheten die Spruchbänder in den Händen halten. In der Umrahmung sind die vier Ritterheiligen als „Eskorte“ eingefügt. Bis auf die kleine Figurengruppe der Krönung sind noch alle Reliefarbeiten und Schnitzereien im Original erhalten. In den Seitenflügel des Hauptaltares werden wunderschöne Szenen aus dem Leben Marias, wie die Verkündigung, Heimsuchung, Geburt Christi und die Anbetung der Könige, also die Weihnachtsgeschichte gezeigt. Die Innenseiten der Pedrellaflügel stellen den Tempelgang und den Tod Marias dar. Im Zweiflügelschrein aus 1520 des rechten Seitenaltars stehen die Ritterheiligen, ein Hinweis der Kirche als ehemalige Schlosskapelle der Burg Guteneck, Sebstian mit den Pfeilen und Florian mit dem Wasserkrug. Ihnen zur Seite wurden gut gearbeitete Relieffiguren des Hl. Valentin mit Buch und des Hl. Wolfgang mit Kirche eingefügt. Der Heilige Valentin ist einer der drei Bistumspatrone des Bistums Passau. Die Reliefs in der Pedrella dieses Seitenaltares zeigen die Beweinung Chrsiti, die Enthauptung der Hl. Katharina und die Hl. Barbara mit dem Turm. Auf dem Seitenaltar der Frauenseite (links) wurde eine schöne barocke Strahlenkranzmadonna aus 1750, die ebenfalls als Gnadenbild verehrt wird in den 1937 nachgebauten Altar eingefügt, und ergänzt so das harmonische Gesamtbild dieser schönen kleinen Marienwallfahrtskirche, die auch gerne für Hochzeiten genutzt wird. Es werden hier auch sehr schöne Maiandachten abgehalten. Und da dies eine Wallfahrtskirche zum Pilgern ist, habe ich ihnen auch hier wieder einen schönen Weg, der wie die vielen anderen Wanderwege im Rottal vom Landratsamt Rottal-Inn so gut ausgeschildert wurden, angefügt.

Wanderung nach Guteneck

Dieser kleine Rundwanderweg von etwa fünf Kilometern zweigt an der Kreuzung vor dem Rathaus in Johanniskirchen nach rechts in die Max Peinkoferstraße ab und biegt an der nächsten Kreuzung nach rechts in die Freundorferstraße ein. Überqueren Sie die nächste Kreuzung und folgen Sie der Kiesstraße weiter zum nahegelegenen Wald. Am Waldrand steht im Schatten der Buchen ein kleines Marterl, von dort haben Sie eine Aussicht, die bei entsprechender Wetterlage bis in den Bayerischen Wald reicht. Wandern Sie nun entlang der Kiesstraße, die sich durch den Weiler Brand schlängelt, immer weiter durch die niederbayerische Landschaft der Wallfahrtskirche in Guteneck entgegen. Ein Bankerl an der Kirchenmauer mit herrlichem Blick ins Sulzbachtal lädt zur Rast ein, genießen Sie diese Momente und bleiben Sie hier gerne etwas länger sitzen. Die Kraft dieses Ortes wird Ihnen guttun und Sie in eine ruhige „Schwingung“ bringen. Von der Kirche geht es ins Tal hinunter nach Dummeldorf. Dort biegen Sie an der Teerstraße zuerst nach rechts, anschließend gleich wieder nach links ab, überqueren den Sulzbach und zweigen nach einigen hundert Metern links in einen Kiesweg ab, der sich zwischen ein paar Häusern hindurch schlängelt. Danach führt ein Feldweg weiter entlang des Sulzbachtales, vorbei an einem alleinstehenden Gehöft, der anschließend in einer Teerstraße mündet. Über die Bergäcker- und der Sulzbachstraße, geht es dann zurück zur Dorfmitte.

Wenn Sie eine größere Runde von etwa acht Kilometer gehen möchten, können Sie von Johanniskirchen aus, eine längere Strecke zur Wallfahrtskirche nach Guteneck wandern. Sie machen sich wieder auf der Hauptstraße Ort auswärts auf den Weg, biegen dann aber gleich nach der ersten Kreuzung nach links in den Bahnzaunerweg ein. Auf dieser Nebenstraße wandern Sie dann weiter über eine Anhöhe einem Waldgebiet entgegen, das Sie durchqueren, bevor der Weg in einer Teerstraße mündet, in die Sie nach rechts in Richtung Windbaising einbiegen. Dort angekommen verlassen Sie diese Straße wieder und folgen der Beschilderung durch den kleinen Ort weiter nach Lapperding. Am Ortsrand weist die Beschilderung nach links und gleich an der nächsten Wegkreuzung wieder nach rechts. In östlicher Richtung geht´s durch die reizvolle Gegend weiter zur Wallfahrtskirche nach Guteneck. Von hier nehmen Sie den oben beschriebenen Weg zurück nach Johanniskirchen. (Quelle: Landratsamt Rottl-Inn www.outdooraktive.com)



 Kapelle St. Georgen (zum Text Guteneck)

Brauchen Sie noch eine kleine Kirche oben drauf, dann können Sie sich auf Spurensuche zur Kapelle nach St. Georgen machen, die dem kleinen Ort ihren Namen gegeben hat. Die schöne spätgotische Kapelle aus der Wende vom 15. zum 16. Jh. war 1750 so stark verfallen, dass sie gesperrt werden musste. Im Jahr 1770 wurde sie schließlich restauriert und nochmal 1913, bis sie in unserer Zeit noch einmal schön hergerichtet wurde. Der einfache verputzte Backsteinbau mit seinen Spitzbogenfenstern, dem Dachreiter mit erneuerten Spitzhelm und der kleinen hölzernen Vorhalle, geben ein schönes Bild ab, dass sich idyllisch in die heimelige Landschaft des Sulzbachtales einpasst. Der Altar aus dem 17. Jh. wurde mit zwei Säulen und Seitenranken aufgebaut und mit spätgotische Heiligenfiguren des Hl. Christophorus (Seite 245), der das Jesuskind auf der rechten Schulter und den Stab in der linken Hand hält sowie der Erzengel Michael mit dem Schwert in der rechten Hand und der Waage in der Linken, ausgestattet. Der Hl. Georg in Rüstung und Mantel fasst mit beiden Händen die Lanze, mit der er den Drachen tötet, und ist als Patron dieses kleinen Kirchleins, die Hauptfigur am Altar. Die Nähe zur ehemaligen Burg Guteneck ist hier also noch gut erkennbar, so dass es in dieser kleinen Kirche an Rittern und starken Männern nicht mangelt. Eine wirklich liebreizende kleine Kirche, die einen Besuch wert ist, auch wenn man nur durch eine kleine Maueröffnung hineinsehen kann oder Sie fragen im Nachbarhaus, ob man Ihnen dieses bezaubernde Kirchlein aufsperren möchte. 


So oder so ähnlich sind alle Texte gehalten, in denen ich versucht habe die jeweilige "Kraft" dieser Wallfahrtskirchen mit Ihren zum großen Teil uralten Geschichten sowie meinen persönlichen Eindrücken nieder zu schreiben und durch das Beifügen von Rad- und Wandertouren für Sie daraus einen erlebnisreichen Tag zu machen, der Ihnen die Schönheit dieser "bezaubernden" Orte aufzeigt und wie ich hoffe näher bringt. Unterhalten sich gut dabei und finden Sie dabei ganz nebenbei "Ihren" Spurensucheort, an dem Sie sich besonders gut aufgehoben fühlen und an dem Sie auch in Zukunft immer wieder mal zurückkehren können, um hier ein wenig auszuruhen und aufzutanken. Ich würde mich sehr für Sie darüber freuen und wünschen Ihnen von Herzen eine gute Zeit dabei!

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